Rudolf_Camaldoli


Befreiung zum Leben
Rudolf Lütticken

Eine spirituelle Vision - Essays

Rudolf Luetticken - Camaldoli

Predigten

Gedanken

Essays

Internationale Ökumenische Gemeinschaft (IEF)

Gesänge

Vita

Fotos

Mein Austritt aus Kloster und Kirche

Links

Rudolf Lütticken Ligia Lütticken





Solange ich vor der Angst fliehe, finde ich nicht den Weg ins Vertrauen





Die christliche Form der Erleuchtung ist die Gewissheit der Auferstehung





Sinspelt, 30. Dezember 2016

Camaldoli

Die Gastrektomie war Ende meines bisherigen Lebens - in diesem Leben selbst angelegt. Was immer da miteinander zusammengewirkt hat - es hat mir diese Grenze gesetzt. Es galt an dieser Stelle, sie schlicht und einfach in Frieden anzunehmen. Es war mir auch leichter, sie anzunehmen, als mich auf das neue Leben einzulassen, das mir die Ärzte durch diesen gewaltsamen Eingriff ihrer OP zumuteten. Dies war für mich zunächst nichts anderes als ein Leben nach meinem Leben, - es gab nichts, in das ich es noch hätte integrieren können. Ich hatte kein Verhältnis dazu.

Ich sah nicht, dass da in Wirklichkeit bereits ein Wunder passierte - nicht so sehr ein medizinisches, das war ärztliches Kunsthandwerk - sondern Wunder des Lebens, eines neuen Lebens, das nicht in dem alten begründet, das aber dennoch Leben war - reinen, in sich kreisenden Lichtes, und dass die Ärzte dazu nur eine äußere, ihrer Kunst entsprechende Hilfestellung geleistet hatten, von Gott bestellt als Werkzeug seines Handelns.

Dieses neue war ein Leben der Auferstehung aus dem Tod, einer Neugeburt, das sich nicht in das alte integrierte, es nicht auf andere Weise umwandelte und weiterführte, sondern es grundsätzlich überstieg. Und das konkrete Wort, das Symbol, der Ort für dieses Leben - so stellte es sich in meinem inneren Fragen und Suchen schließlich ein - hieß: Camaldoli.

Ich fuhr hin - und schon als ich in Florenz um 05.00 Uhr aus dem Nachtzug stieg und die zwei noch ganz menschenleeren Morgenstunden über die Renaissance-Bühne des Marktplatzes und der Alten Stadt spazierte - es war alles reines Licht. Das blieb es auch in der Eremitenklause, die ich dann für zwei Wochen in dem ummauerten Bering bewohnte, bei den ausgedehnten täglichen Spaziergängen einsam unter den wunderbaren Baumstämmen des Apennin, ganz oben den First dieses nach Norden und Süden sich endlos erstreckenden Bergrückens entlang, der andernseits abfällt zu den tiefen Ebenen der Emilia Romana. Das blieb es in den Tagseiten des italienisch rezitierten und gesungenen Stundengebetes gemeinsam im alten, hölzern-schweren Chorgestühl der Kirche. Es blieb auch in den Gesprächen mit - wie ich glaube - Novizenmeister und Oberem, in denen alle Türen offen standen für eine erste Probezeit.

So fuhr ich nach St. Matthias zurück. Wohl hatte es Fragen gegeben, die nicht einfach abgefallen waren von mir - und sie waren bei der Entstehung dieser Zukunftsperspektive wesentlich beteiligt gewesen: wie erreiche ich nach soviel vergeblichen Klosterjahren in St. Matthias die Integration der immer unbeherrschbareren Sexualität? Meine Intuition war gewesen: Dazu braucht es einer noch weit eindeutigeren äußeren Form monastischen Lebens als ich sie in St.Matthias gefunden hatte. Aber ich war mir unsicher, ob ich mich mit dem Versuch, eine innere Aufgabe durch einsäuere Form zu lösen, nicht auf dem Holzweg befand. Es hatte auch in Camaldoli - trotz allen Lichtes - die Phasen der Versuchung und der Überflutung mit sexuellen Vorstellungen gegeben.

Ich hatte in diesem Rückblick heute die klare Erkenntnis, dass mir mit dem lichtvollen Wort Camaldoli tatsächlich eine Tür geöffnet worden war, die ich schon damals hätte durchschreiten können; dass die Instabilität in Sachen Sexualität demgegenüber eine sekundäre Frage war, also nicht in den Kern reichte, nicht ein Anzeichen dafür war, dass ich dieses „eigentliche“ Problem durch eine spirituelle Selbststilisierung zu überdecken suchte.

Aber ich hatte niemanden, um mir bei dieser Unterscheidungsfrage klärend, bestdärkend, ermutigen beizustehen. Stattdessen stieß ich bei Ansgar und Athanasius mit meiner Vorstellung auf eine Betonmauer. Für sie war klar, dass ich mir - so resümierte ich es dann, selbtzerstörerischerweise, für mich selbst - mit dem, was ich in „Camaldoli“ suchte, einen goldenen Käfig zu bauen suchte, dass ich damit also in meine eigene Falle lief. Diesem Selbstzweifel war ich nicht gewachsen. Ich zerbrach im Grunde daran, verharrte ein ganzes Jahr in innerem Chaos - und ließ mich dann, resignativ, auf die Geschichte F. ein.

Bis Ligia kam.

Um einen Weg zurück vor die Entscheidung nicht nur zur Partnerschaft, sondern zur Ehe mit ihr kann es nicht gehen - was dies anbelangt, ist da nach wie vor nichts als Licht. Aber so, wie die Ehe uns offen hält für die Frage „Sterben oder Weiterleben“, bleiben wir in diesem Miteinander auch offen für das, was sich konkret im Blick auf „Camaldoli“ klärt. Jedenfalls: Camaldoli ist nicht vom Tisch.

Verfasst am 21 Dezember 2016

An diesem Abend haben wir den Traum Camaldoli aufgestellt und Rudolf konnte sich diesen Traum aus der damaliger Zeit und aus der Gegenwart anschauen, und er konnte dann auch das italienische Camaldoli loslassen. Er sah, dass er Camaldoli im Hier und Jetzt hatte.

Vier Tage vor seinem Tod fragte ich ihn:
Bist du zufrieden mit deinem Leben? Gehst du in Frieden?

Er antwortete: Ja. Dann schaute er mir in den Augen und sagte:
Und das ist das eigentliche Wunder!


Kontinuität

Er wusste um und predigte die Bedeutung der Entschiedenheit für das Reich Gottes. Leider hatte er vor 2015 nicht die Kraft und Gesundheit, sie zu leben. Den Schatz im Acker hat er dann doch gefunden.

Predigten

Lesejahr A

17. Jahressonntag - Mt 13,44-52

Wir sind Schwingungen in einem größeren Konzert
Home
Impressum
Datenschutzerklärung